Container Stau vor Yantian - noch mehr Feuer für die globale Inflation
Der Hafen von Yantian verbindet Shenzen, das Hinterland von Hongkong mit der Welt
Bescheidene 5 der aktuell größten Containerschiffe der Welt (jeweils 400m lang) können dort gleichzeitig abgefertigt werden. Leider war das in den vergangenen Wochen nicht der Fall: Ein erneuter Ausbruch von Corona in der Region Shenzen sowie auch unter dem Hafenpersonal veranlasste die lokalen Behörden zu einem Schließen des derzeit drittgrößten Hafens weltweit (2020 wurden 13,3 Mio. Container umgeschlagen). Im Anschluss kam es nur zu einer eingeschränkten Tätigkeit bis zum 21. Juni 2021. Über mehrere Wochen wurde quasi nur mit halber Kapazität gearbeitet.
Anläufe durch große Reedereien konnten somit nicht planmäßig erfolgen oder mussten sogar bei einigen Liniendiensten ganz ausfallen. In der Spitze sollen sich im Hafengebiet rund 160.000 40 Fuß Container befunden haben, die auf Umladung warteten. Das entspricht rund 300.000 TEUs. Noch immer liegt dort eine Vielzahl von Schiffen und wartet auf Abfertigung. Unter www.marinetraffic.com kann man die Situation um Hongkong herum in Echtzeit sehr gut erkunden.
Noch am 21. Juni 2021 sah sich die Reederei Maersk gezwungen, per Presse- und Kundeninformation darauf hinzuweisen, dass auch der nicht direkt von der Situation in Yantian betroffene Verkehr gestört werden wird. "We also want to advise that shipments not directly impacted by the Yantian situation might also be affected as we adjust our network to avoid port congestions and to limit the overall net loss of ocean network capacity due to omitting the Port of Yantian."
Die Region Shenzen war eine der ersten sog. "Wirtschaftssonderzonen" im kommunistischen China. Hier schlägt daher heute das Herz der globalen Elektronikindustrie. "Hightech" ist der dominante Wirtschaftsfaktor in dieser Zone. Wer sich einen Eindruck von der Region und dem modernen Hafen verschaffen möchte, sieht sich das Image Video des Hafens Yantian an.
Der bereits in Europa grassierende "Chipmangel" dürfte sich durch die Situation in und um den Hafen Yantian weiter verschärfen. Zudem führt diese lokale Krise zu globalen Preiseffekten. Da nunmehr volle Container auf Verladung in China warten, die leeren aber nicht angelandet werden konnten oder können, herrscht akute Knappheit an Seecontainern. Die Frachtraten von China nach Europa und in die USA sind förmlich explodiert. Das werden die Verbraucher in den westlichen Industrienationen sehr bald zu spüren bekommen.
Mit welchen Folgen müssen Verbraucher in Europa und den USA rechnen?
Experten schätzen, dass rund 90%! der weltweit gehandelten Elektronikkomponenten ihren Weg über den Hafen von Yantian nehmen. Werfen wir einmal einen Blick auf die Kundenliste des Hafens: TTE Technologies (TV Geräte und Monitore), Tesla, Williams-Sonoma, Home Depot, Walmart, Amazon, Ikea, Walgreens etc. Große Liniendienste haben wegen des Staus im Hafen ihre Anläufe dort bis ca. Mitte Juli ausgesetzt. Bis dahin werden also viele Exporte nicht verladen. Und die Zeit bis zum August verrinnt schnell. Dann werden nämlich die großen Volumina für das westliche Weihnachtsgeschäft verladen. Spätestens ab August wird es einen verschärften Wettbewerb der Kunden um freie Frachtkapazitäten geben und diese entscheiden i.d.R. die großen Konsummarken mit hohem Warenwert für sich. Kurzum: Reedereien und Spediteure müssen sich dann entscheiden, ob I-Phones oder Möbel für IKEA transportiert werden. Viele Güter werden daher ihre Ziele in der westlichen Welt nicht planmäßig erreichen - insbesondere diejenigen mit geringem Warenwert und geringer Marge.
Alles Außerplanmäßige kostet viel Geld - das der westlichen Verbraucher!
Die Charterraten von China in die USA und nach Europa befinden sich auf Rekordniveau. Die Transportwege verkomplizieren sich z.B. durch das Ausweichen auf andere Häfen in Südchina. Auch muss man seine Ware dort erst auf dem Landweg hinbekommen. Es mangelt derzeit schlicht an LKW-Fahrern.
Die geopolitische Lage ist ebenfalls kaum hilfreich. Warum sollte sich Russland derzeit viel Mühe machen, den Eisenbahnverkehr von China nach Europa weiter zu verbessern? Europa drängt Russland ja förmlich in eine noch engere Beziehung zu China. Vielleicht wird sich die Münze bald umdrehen und Europa wird zum Bittsteller in Russland. Das dürfte ebenfalls eine hohe Rechnung geben.
Kurzum: Dieser Stau ist weitaus gravierender als die Blockade des Suez Kanals durch die "Ever Given". Viele Produkte werden sich für die Verbraucher verteuern. Ein weiterer wichtiger Preisfaktor ist der Rohölpreis. Notierungen beim WTI von deutlich über 70 USD werden ebenfalls Löcher in die Brieftaschen der Verbraucher reißen, weil sie das gesamte Transportwesen verteuern.
Dieses ist nur eines von vielen Themen, die wir im Rahmen der Geldanlage bei der FORMAT Asset Management für unsere Mandanten permanent im Blick haben. Unser großes Anliegen ist, inflationssicher zu agieren, um die Vermögen unserer Mandanten bestmöglich real zu schützen.
Q.: www.maersk.com, ft.com, eurotransport.de, yict.com.cn, marinetraffic.com
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