Cui bono? Cui noceat?

Colosseum in Rom Innenansicht Christoph Vogt Finanzberatung Buxtehude


Liebe Freunde der schlauen Geldanlage, 

schon die alten Römer haben sich bei den wichtigsten politischen und strategischen Fragen auf das Wesentliche konzentriert. Sie suchten stets Antworten auf die entscheidenden Fragen: "Wer profitiert?" (Cui bono?) und "Wem schadet es?" (Cui noceat?).

Mir blutet mein Herz, wenn ich sehe, wie mitten in Europa ein Land durch Krieg ruiniert wird. Vor einigen Jahren habe ich selbst Odessa besucht und die Schönheit dieser Stadt am schwarzen Meer genossen. Ich möchte an dieser Stelle keine politische Bewertung vornehmen, sondern nur auf die wirtschaftlichen Folgen abzielen, die dieser fürchterliche Stellvertreterkrieg auslöst. 

Blick auf das schwarze Meer von der Treppe in Odessa Christoph Vogt Finanzberatung Niedersachsen


Auf der Gewinnerseite finden sich m.E. in dieser Reihenfolge: 1. die USA, 2. China und 3. Indien

Die USA haben ihr wichtigstes Ziel, "keine Annäherung zwischen Deutschland und Russland" wieder gefestigt. Sie konnten die Inbetriebnahme von Pipeline Nord Stream 2 verhindern. Bald dürften auch die Lieferungen aus Nord Stream 1 versiegen. Es wird wieder ein Krieg geführt außerhalb des eigenen Territoriums, der der Rüstungsindustrie einen erneuten Boom verschafft. Der Trend zur "Deglobalisierung" stärkt den Standort der USA, denn die Lieferketten Problematik führt zu einem Umdenken in der Produktion. Als Ersatz für das günstige Gas aus Russland soll Flüssiggas aus den USA nun über den Atlantik nach Europa verschifft werden.  



Auch China profitiert in erheblichem Ausmaß vom Krieg in der Ukraine. Die neue Brücke über den Amur zeigt, wie Russland vom Westen quasi in die Arme des kommunistischen Reiches der Mitte gedrängt wird. So ist z.B. für Alibaba Russland schon seit längerer Zeit der zweitgrößte Markt. Aufgrund der westlichen Sanktionen wird China immer mehr Hightech nach Russland verkaufen. Im Gegenzug kann es günstige Rohstoffe vom nördlichen Nachbarn beziehen. So legten die Rohölimporte im Mai im Jahresvergleich um +55% zu. Damit ist Russland wieder der wichtigste Öllieferant Chinas geworden. 

Schließlich wird auch Indien von günstigen Rohstofflieferungen aus Russland profitieren. Wirtschaftlich steht das große Land z. Zt. sehr gut da. Die Wachstumsraten sind erfreulich. Auch indische Exporteure von Maschinen (z.B. Mahindra Traktoren) könnten in Russland mehr Geschäft erzielen. 

Jeep von Mahindra für den Weltmarkt aus Indien Christoph Vogt Finanzberatung


Auf der Verliererseite stehen 1. Russland, 2. Deutschland und 3. unsere östlichen Nachbarländer in der EU

Unter dem Ex-KGB Mann Putin konnte sich die Wirtschaft Russlands nicht weiter entwickeln. Die einseitige Abhängigkeit der Volkswirtschaft vom Rohstoffsektor hat sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert. Die Sanktionen des Westens werden der russischen Volkswirtschaft schaden. Die eigene High Tech Industrie steckt quasi immer noch in den Kinderschuhen und kann auf globalem Niveau weder mit dem Westen noch mit China mithalten. Es wird nicht lange dauern, bis China und Indien Russland diktieren werden, zu welchen Preisen und Konditionen sie bereit sind, dessen Öl und Gas abzunehmen. Die Kosten des Krieges werden auf dem Rücken der Masse der Bevölkerung bewältigt - so wie in den letzten 300 Jahren in diesem Riesenreich. Demokratische Ansätze wurden in diesem Jahr zu Grabe getragen, es grüßt die bewährte Diktatur. Die eroberten Landgebiete der Ukraine sind völlig zerstört und müssen teuer aufgebaut werden, selbst die Böden müssen gereinigt werden (Minenräumung, Blindgänger Beseitigung, Granat- und Bombensplitter Entsorgung), um den Ackerbau wieder zuverlässig zu betreiben. 

Kühltürme eines Kraftwerks Christoph Vogt Geldanlage


Deutschland ist klarer Verlierer dieses Krieges. Gerade in dieser schwierigen Zeit wird Deutschland von politischen Emporkömmlingen regiert, die fachlich für ihre jeweiligen Ressorts völlig ungeeignet sind. Die Folge: Auf unserem Energiemarkt herrscht völliges Chaos. Kein Marktteilnehmer kann auch nur ansatzweise verlässlich planen - was jedoch für ein langfristiges Geschäft notwendig ist. Das Preisniveau explodiert daher förmlich:  

Die Produzentenpreise in Deutschland erhöhten sich im Vorjahresvergleich im Monat Mai um satte +33,6%! Das ist der höchste Wert seit Erhebung dieser Zahl im Jahr 1949. Den größten Anteil an dieser Entwicklung hatte der Energiesektor. Zitat: "Getrieben wird die Entwicklung nach wie vor durch die Energiepreise, die im Jahresvergleich um rund 87 Prozent stiegen. Erdgas war rund 148 Prozent teurer als vor einem Jahr. Kraftwerke zahlten sogar 241 Prozent mehr für Erdgas, Industrieabnehmer knapp 211 Prozent. Strom kostete gut 90 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Mineralöl war knapp 56 Prozent teurer. Hohe Preissteigerungen gab es auch bei vielen Vorleistungsgütern wie Metallen, Dünge- und Futtermitteln sowie Industriegasen und Verpackungsmitteln aus Holz." (heutige Meldung von dpa-AFX). 

50er Geldscheine Christoph Vogt Finanzberatung Geldanlage Vermögensverwaltung


Aufgrund der Sanktionen sind immer mehr Exporteure auf andere Märkte angewiesen, die Knappheit an Zulieferteilen bedroht die Produktionsketten. Die Preisexplosion auf den Nahrungsmittelmärkten wird ebenfalls mehr und mehr spürbar und wird den Konsum der privaten Verbraucher in Deutschland direkt treffen. Zum Schluss bleiben noch die Kosten des Sozialetats, um den Flüchtlingen aus der Ukraine sowie diversen anderen Ländern zu helfen. Das führt in Regelmäßigkeit dazu, die Neuverschuldung zu erhöhen. In diesem Jahr wird diese um ein "Sondervermögen" von 100 Milliarden EUR! für die Bundeswehr ergänzt, um nicht von "Neuverschuldung" zu sprechen. 

Verlierer sind auch unsere östlichen Nachbarländer der EU. Gemessen an ihrer Größe und Wirtschaftskraft haben sie extrem hohe materielle und finanzielle Hilfen für ihren angegriffenen Nachbarn bereit gestellt. Zudem haben sie insgesamt weit über eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Sie haben sich ebenfalls wie Deutschland dem Problem der Energieversorgungssicherheit ohne Russland zu stellen und leiden wie Deutschland unter den selbst auferlegten Sanktionen. Auch in dieser Region steigen die Preise rasant und werden den Konsum der privaten Verbraucher einschränken. 



Fazit: Europa wird noch stärker zwischen den Blöcken zerrieben

Was sich bereits vor dem Krieg in der Ukraine abzeichnete, verschärft sich nun noch. China ist als eigenständiger Markt groß genug. Dort kümmert man sich so wie in den USA in erster Linie um das Wohl des eigenen Landes. Eine klare Geostrategie eines geschlossenen Europas ist nicht erkennbar. Sanktionen, gestörte Lieferketten und die Explosion der Energie- und Nahrungsmittelpreise werden Europa hart treffen. Die EZB steht der Inflationsentwicklung wie von mir erwartet machtlos gegenüber. Schließlich würde ein deutlich höheres Zinsniveau eine Wirtschaftskrise epischen Ausmaßes auslösen. 

Schlaue Anleger richten Ihr Augenmerk daher auf die USA und China. Der Bauer in Schleswig-Holstein hat zudem ausreichend Vorrat an Stacheldraht und Munition.  

Bis bald an dieser Stelle,

Ihr 

Christoph Vogt

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