Die SCHUFA, mein Bankkonto und ich


Liebe Freunde der schlauen Geldanlage und der Finanzbildung, 

von unserem Bankgeheimnis mussten wir uns schon vor Jahren verabschieden. Die staatlichen Kontoabfragen erreichen jährlich neue Höchststände. Die Betroffenen erfahren davon nichts. Im Jahr 2019 waren das immerhin 915.257 Fälle. 

Von Empörung keine Spur zu erkennen. Kein Aufschrei von "Datenschützern" zu hören. Offenbar dient alles nur dem guten Zweck der "Geldwäschebekämpfung", "Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung" - und sollten diese Keulen nicht wirken, tut es auch die gute, alte "Steuergerechtigkeit". 

Ein unbedarfter Steuerzahler dieses Landes könnte hierzu anmerken, dass sich fast alle bedeutenden Staaten (vor allem die WESTLICHEN), die von ihren Bürgern völlige Transparenz einfordern, ihre kleinen Steuerparadiese hegen und pflegen. Ungewünscht sind diese nur, wenn sie sich leider nicht unter dem eigenen Einfluss befinden. Mir fallen z.B. ein: Die Isle of Man der Königin von England, Gibraltar, die Kanalinseln, Delaware, Panama, Malta, und viele mehr. Zudem herrscht ein umfassender Steuerwettbewerb, insbesondere in der EU (was unsere Politiker vermutlich nicht verstehen wollen, sonst würden sie die Steuern für Konzerne drastisch senken).

Halten wir als Zwischenstand kurz fest: Als Normalbürger dieses Landes hat man nicht mehr die Chance, seine Bankdaten gegenüber dem Staat geheim zu halten. Es herrscht auf diesem Gebiet quasi schon völlige Transparenz - auch zwischen den Staaten, die sich gegenseitig massenhaft Kontodaten hin- und herschieben. Wer sich z.B. via Airbnb ein kleines Zubrot in Italien verdient durch Vermietung seiner Ferienwohnung, sollte diese Einkünfte bei seiner deutschen Steuererklärung nicht vergessen, denn die italienische Provinz-Sparkasse meldet wie alle anderen EU-Banken gern und häufig nach Deutschland. Natürlich auch ein Wertpapierdepot und Erträge daraus.   

Kommen wir zur PSD2. Das ist die Zahlungsdiensterichtlinie oder Payment Services Directive 2 in der EU. Sie ist seit 14.9.2019 vollständig in Kraft. Die Ziele: Verbesserung der Sicherheit bei Online Zahlungen, Erhöhung des Wettbewerbs durch Zugang für Dritte Parteien und Stärkung der Verbraucherrechte. Mir geht es hier nur um den zweiten Punkt. Wer sind Dritte beim Thema Online Banking? 



Was ist das schwarze Gold dieses Jahrhunderts? Richtig, DATEN! Sicherlich ist Dir auch schon von Deiner Bank angeboten worden, doch einfach alle Konten (von verschiedenen Banken) übersichtlich für Dich konsolidiert darzustellen. Eine tolle Sache, denn endlich hat man einen besseren Überblick über seine tatsächliche Finanzsituation. Ein Dritter könnte in diesem Fall ein Dienstleister sein, der diese Software entwickelt und pflegt sowie die Ergebnisse seiner Analysen den Banken zur Verfügung stellt. Ein weiteres Angebot ist z.B. die Erstellung der jährlichen Steuererklärung aus den Bankdaten. Klingt für die meisten Bankkunden und Arbeitnehmer bestimmt verlockend. 

Die Möglichkeit, als dritte Partei ebenfalls direkt Zugriff auf Bankkonten zu erhalten, muss für die SCHUFA geradezu elektrisierend sein. Bevor wir die Arbeit einer Wirtschaftsauskunftei, die meine Kreditwürdigkeit beurteilen möchte, beleuchten, vergegenwärtigen wir uns noch kurz, was sich aus meinen Kontoauszügen alles herauslesen lässt: 

  • Bin ich Immobilieneigentümer?
  • Ist das Haus bezahlt?
  • Welches Auto fahre ich? 
  • Ist das Auto bezahlt oder nur geleast?
  • Wohin verreise ich? 
  • Wer ist mein Arbeitgeber? 
  • Lebe ich allein?
  • Wie groß ist meine Familie? 
  • Welche Medien (um nicht mehr zu sagen "Zeitungen") lese ich?
  • Welche Parteien oder Vereine unterstütze ich?
  • Welche Krankheiten könnte ich haben? 
  • Welche sexuellen Neigungen gibt es? 
  • Welche Hobbies pflege ich? Privatpilot, Motorradfahrer, Segler, Tänzer...
  • Unterstütze ich Angehörige? 
  • Gibt es Vermögen außerhalb Deutschlands?
  • Liebe ich Bargeld? Warum?
Die SCHUFA hat in den vergangenen Wochen einen Produkttest unter dem Namen "SCHUFA CheckNow" durchgeführt. Die SCHUFA verfügt mit dem Kontoinformationsdienstleister finAPI über einen BaFin-lizensierten Anbieter, der im Rahmen der PSD2 (siehe oben) Zugriff auf Kontodaten erhalten darf. Tatsächlich hat in den vergangenen Tagen eine Welle von Berichterstattungen über das Thema stattgefunden. Einige "Datenschützer" (ist das eigentlich ein Lehrberuf?) sind alarmiert. Natürlich kann es von Vorteil sein, einer Auskunftei Einblick in die tatsächlichen Verhältnisse zu geben, in der Hoffnung die Beurteilung seiner persönlichen Kreditwürdigkeit zu verbessern. Bevor einen die persönliche Eitelkeit dazu treibt, einer Auskunftei völlige Transparenz zu liefern, sollte jedoch meine Auflistung oben bedacht werden. Ich habe mich daher entschieden, meine Kontodaten nicht mit Auskunfteien zu teilen. Mir reicht es, wenn staatliche Stellen vollständigen Einblick in meine finanziellen Verhältnisse haben und diesen immer weiter ausbauen - z.B. durch die Beschränkung der Nutzung von Bargeld. 

Bleibt aufmerksam und schaut immer genau hin! 

Beste Grüße,

Euer Christoph Vogt  

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