Vorsicht bei Investitionen in ETFs - lieber auf aktive Manager setzen!



Liebe Freunde der schlauen Geldanlage und des aktiven Managements, 

in den letzten Jahren konnten ETFs (Exchange Traded Funds) einen großen Siegeszug feiern. ETFs werden heute meistens synonym verwendet für Indexfonds, also Index ETFs. Warum erfreut sich diese Anlageklasse seit Jahren steigender Beliebtheit? 

Dafür sprechen m. E. folgende Gründe: 

1. Niedrige Kosten innerhalb des Fonds

2. Im Vertrieb bei Endkunden relativ einfach erklärbar 

3. Passives Produkt, das (angeblich) wenig Aufmerksamkeit durch den Anleger bedarf

Allerdings sollten Anleger - wie immer - auch hier Vorsicht walten lassen. Kauft man über einen ETF einen Index, erwirbt man automatisch auch immer dessen spezifische Volatilität (also die Höhe der Schwankungen dieses Index). Das passiert selbstverständlich ungesichert. Im automatischen Handel, der eben durch den verstärkten Einsatz von ETF sich sozusagen selbst noch weiter beschleunigt, ist das ein nicht zu unterschätzendes Risiko. 

Ein (hier fiktives) Beispiel aus der Praxis, wie es sich schon wirklich öfter ereignet hat: 

James R. in London hatte eine kurze Nacht. Trotzdem ist er schon wieder an seinem Handelstisch in der City. Um seinen Hangover nach dem Umtrunk mit anderen Händlern in den Griff zu bekommen, hat er sich - wie gelegentlich - mit dem weißen Wunderpulver sein Näschen gepudert. Eigentlich fühlt er sich jetzt wieder total fit und hellwach. Trotzdem passiert ihm dieses kleine Missgeschick: Er drückt aus Versehen auf seine Handelstaste für den Future auf den DAX 30 in good old Germany. Kurzum: Sein Arbeitgeber verkauft soeben massenhaft DAX Futures. Innerhalb weniger Minuten verliert der DAX in einem sonst schon umsatzarmen Umfeld über 6%. 



Irritiert vom lauten Geschrei an seinem Handelstisch bemerkt James die Positionsveränderung in seinem Handelsbuch und beginnt umgehend mit dem notwendigen Aufbau der Gegenposition. In den folgenden zwei Stunden erholt sich der DAX von diesem künstlichen Schock und beendet den Handelstag dann schließlich mit nur noch einem minimalen Abschlag von 0,5%. Sowohl der Händler (heute vermutlich Taxifahrer in der City) als auch sein Arbeitgeber setzen alles daran, diesen Fehler geheim zu halten! 

Der risikoscheue ETF Anleger in Deutschland hat - vorsichtig, wie er ist - lieber ein permanentes Stop-Loss-Limit von -5% zu seiner Position laufen. Das wird nach wenigen Minuten nach der Londoner Panne erreicht und ausgeführt... Den Rest dieser kleinen Geschichte überlasse ich den Anwälten. 

Fakt ist, dass es diese Fälle in den letzten Jahren mehrfach an verschiedenen Handelsplätzen gegeben hat! Im Computer basierten Handel spricht man inzwischen von sog. "Flash Crashs". Damit wäre der Punkt 3 oben schon abgehakt: Jedes Investment sollte die Aufmerksamkeit des Anlegers erhalten. Wer eine Limitorder in schnellen Märkten platziert hat, muss sich diesem Risiko bewusst sein.

ETFs erfreuen sich offenbar im Vertrieb großer Beliebtheit, weil es so einfach klingt: "Sie kaufen praktisch den gesamten Markt. Damit sind Sie breit diversifiziert. Dadurch sinkt das Risiko." Jo, das klingt alles leicht verständlich und verdeckt natürlich das systematische Problem dieser Assetklasse. Dadurch, dass immer alle Titel eines Index gehalten werden, sind darin auch immer Aktien, die vermutlich wegen einer bestimmten Modewelle gerade völlig überbewertet sind. Umgekehrt sind darin auch die lahmen Enten, die gerade niemand so wirklich in seinem Depot sehen möchte. Diese sind daher zu attraktiven Kursen zu haben. Das ist der große Fehler. In einem steigenden Markt müssen weitere Aktien aus der überbewerteten Region des Index erworben werden, während tendenziell die preislich attraktiven Aktien verkauft werden müssen. Ein fundamental orientierter aktiver Investor würde doch gerade den umgekehrten Weg wählen und die attraktiv bewerteten günstigen Aktien kaufen und die überteuerten Titel verkaufen! Wer den DAX 30 wählt, muss auch mit Rückgängen in der Größenordnung von 30 bis 40 Prozent umgehen können, wenn man sich nicht per Limitorder ausstoppen lassen möchte. 

Kommen wir noch zu Punkt 1. aus obiger Vertriebshitliste. Die Aldi Generation in Deutschland ist ja sozusagen geborener Schnäppchenjäger. Deshalb werden gern die laufenden Kosten eines ETF ins Schaufenster gestellt. Es ist ja alles "so günstig." Ich behaupte immer: "Was nichts kostet, hat auch keinen Wert." Es gibt sehr wohl extrem erfolgreiche Fondsmanager von aktiven Fonds, die ihren Vergleichsindex regelmäßig schlagen - man muss sich lediglich die Mühe machen, diese zu finden. Mit welchen Kosten meine Outperformance gegenüber einem Markt produziert wird, ist mir so lange egal, solange diese Überrendite geliefert wird. Mich interessiert als Anleger doch nur, was für mich persönlich aus einem Investment an Nettorendite übrig bleibt. 

Also bitte nicht auf einfache Vertriebsargumente setzen. Immer schön hinter die Fassade blicken und mit dem richtigen Partner - z.B. der FORMAT Asset Management in Hamburg - die Geldanlage langfristig aktiv - aber schön kontrolliert angehen. 

Bleibt aufmerksam und mir gewogen,

beste Grüße,

Euer Christoph

   

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