Gute Vermögensverwaltung hat ihren Preis


Liebe Freunde der schlauen Geldanlage und der attraktiven Vermögensverwaltung,

ein Irrglaube ist in Deutschland immer noch weit verbreitet: "Anlageberatung und Geldanlage bekomme ich doch quasi "umsonst" in meiner Hausbank". Ähnlich ist das Verhältnis der Deutschen beim Thema Versicherungen. Kurzum: Für Finanzberatung wird in Deutschland nur sehr ungern Geld bezahlt.

Dagegen scheint im Allgemeinwissen fest verankert zu sein, dass z.B. Rechtsberatung durch einen Anwalt i.d.R. teuer ist, weshalb sich Rechtsschutzversicherungen steigender Beliebtheit erfreuen. Auch ein Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Notar darf hohe Rechnungen stellen. Das wird gesellschaftlich und wirtschaftlich akzeptiert. Und wie sieht es in der Finanzbranche aus? 

Die Regulierung hat in der Finanzbranche zu hoher Preistransparenz geführt. Banken, Sparkassen und Vermögensverwalter haben der Regulierung vor allem dadurch Rechnung getragen, dass Kosten transparent dargestellt werden. Mein Eindruck ist, dass beim Endkunden durch die vielen Daten mehr Verwirrung als Aufklärung betrieben wird. Besonders die sog. Ex-ante und Ex-post Kostenausweise erfreuen sich in der Branche extremer Beliebtheit - führen sie doch häufig zu erbosten Anrufen durch die erlauchte Kundschaft, die eine heimtückische Verschwörung wittert. 

Nein, nichts ist umsonst - schon gar keine erfolgreiche Finanzberatung. Um eine bestimmte Leistung erbringen zu können, fallen Kosten an. Das ist wie in jeder anderen Branche auch. Hersteller arbeiten mit unterschiedlichen Kostenniveaus. Da gibt es den Massenhersteller, der extrem gut darin ist, hohe Stückzahlen zu akzeptablen Bedingungen herzustellen. Premiumhersteller arbeiten dagegen mit kleinen Stückzahlen und höheren Stückkosten. Sie bieten aber Exklusivität und liefern hochwertige Materialien. Aber wie passt das mit der falschen Erwartungshaltung zusammen, dass wertvolle Finanzberatung "kostenlos" erhältlich sei? 



In Banken und Sparkassen erfolgt der Vertrieb auch heute noch vor allem mit Unterstützung von Vertriebsprovisionen: Eine Fondsgesellschaft bezahlt die Bank für den Verkauf ihrer Fonds. Am liebsten greift die jeweilige Organisation dafür natürlich in das eigene Regal: Die Deutsche Bank setzt auf ihre DWS, die Sparkassen auf die DEKA und die Volksbanken auf ihre Union Investment. Ohne diese wichtige Einnahmequelle könnten sich die entsprechenden Organisationen wohl nur noch die Hälfte ihrer Berater leisten. Diese Vergütungsstrukturen führen zu den so häufig kritisierten Abhängigkeiten: Natürlich finden sich in den jeweiligen Kundendepots überwiegend die Produkte der eigenen Organisation - völlig unabhängig davon, ob die Performance gut ist. In den letzten Jahrzehnten mussten Vertriebsprovisionen nicht gegenüber dem Endkunden offengelegt werden. Nur dadurch konnte sich der weit verbreitete Irrtum verfestigen, man bekomme Beratung vom Bankberater "umsonst". Nur weil die Vergütung nicht gesondert ausgewiesen werden musste, war diese Leistung natürlich nicht kostenlos. In Banken und Sparkassen wurde und wird ganz und gar nicht von Luft und Liebe gelebt! Gerade im jetzigen Umfeld mit einem Nullzins leidet der Bankensektor extrem. Wenn also im angestammten Geschäft mit Einlagen und Kreditvergabe kaum noch verdient wird, sollten Anleger besonders wachsam sein. Als Kostentreiber können sich dann schnell Ausgabeaufschläge, Umsatzprovisionen oder Depotgebühren entwickeln. Wer den Fehler begeht, Bargeld im Schließfach der Bank zu horten, konnte sich mit drastischen Preiserhöhungen in diesem Segment anfreunden. 

Bei genauer Analyse der Preise kann man also sehr schnell zu dem Ergebnis kommen, dass z.B. eine Vermögensverwaltungsvergütung von 1,5% inkl. MwSt. pro Jahr gar nicht teuer ist. Bei den bekannten Adressen der Branche ist es i.d.R. teurer. Mein Eindruck ist, dass es den Großen aber nach wie vor gelingt - die (tatsächlichen) Preise in einem wahren Berg von Informationen gut zu verstecken. Damit wird die vom Regulierer ursprünglich angestrebte Transparenz in ihr Gegenteil gedreht. 

Bis bald an dieser Stelle,

Euer Christoph Vogt   

Wer mich noch nicht genauer kennt, findet hier alle wichtigen Informationen: 

www.christoph-vogt.de und www.format-am.de 

    

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