China: Alibaba, die Ant Group und was geht uns das an?

Einer der größten Börsengänge steht bevor

Aus meiner Sicht verhält es sich zwischen Amazon und Alibaba wie zwischen Mc Donald´s und Burger King oder Aldi und Lidl, um es vergleichbar zu machen. Einer ist der Pionier, der das Konzept erfunden hat und voran geht. Der andere kopiert den Pionier, folgt ihm in neue Regionen und verbessert bisweilen das Original. 

Amazon ist ohne Frage das große Vorbild für Jack Ma gewesen, dem Gründer von Alibaba. Wir erinnern uns: Amazon ist als online Buchhändler gestartet und hat sich dann als Marktplatz etabliert. Was die wenigsten wissen: Die große Geldmaschine mit den höchsten Gewinnspannen ist längst nicht mehr die Handelsplattform, sondern schon seit Jahren das Angebot in der sog. "Cloud". Hier vermietet AWS (Amazon Web Space) Software auf seinen Servern. Ein wunderbar skalierbares Geschäftsmodell mit traumhaft hohen Margen. 

Aus meiner Sicht überholt in diesem wichtigen Segment Alibaba gerade Amazon (zumindest technologisch). Während Amazon vermutlich auch viel Rechenleistung für Finanzdienstleister anbietet, produziert Alibaba mit der Tochtergesellschaft Ant Group Finanzdienstleistungen über die gesamte Wertschöpfungskette im eigenen Konzern. Mit Alipay kann die Ant Group sicherlich in vielen Bereichen die Technologieführerschaft in Finanzdienstleistungen für sich reklamieren (z.B. Bezahlvorgänge per Gesichtserkennung, Investitionen von Minibeträgen in Sparpläne des größten Geldmarktfonds etc.) Dem kann Amazon derzeit kein eigenes Angebot entgegensetzen. Daher wird der Ant Group aktuell von Analysten ein Wert von rund 250 Mrd. USD zugeschrieben. Damit ist es mit Abstand das wertvollste "FinTech" Unternehmen der Welt. 



Die Verbreitung von Alipay in der Welt als Bezahlsystem funktionierte in der Zeit vor Corona denkbar einfach. Lasse Deine Landsleute als Touristen in die Welt reisen und Alipay als Zahlungsinstrument verlangen. So war z.B. auch die Expansion von Alipay in Deutschland zu beobachten. Als erstes akzeptierten die Läden der Flughäfen (z.B. München) Alipay. Kurz danach folgten die großen Warenhäuser und bekannten europäischen Markenhersteller von Luxusgütern. In China gibt es keinen Datenschutz wie in Deutschland oder Europa. Da der Staat ohnehin auf die Daten der Bevölkerung angewiesen ist, um Zensur und Kontrolle auszuüben, konzentrieren sich die chinesischen Verbraucher lieber auf die Vorteile der Digitalisierung. Bequemlichkeit und Einfachheit stehen an erster Stelle. Ich persönlich erwarte daher, dass der Siegeszug von Alipay soeben erst begonnen hat. 

Kurzer Einschub: Wer von Euch liest eigentlich die Cookie-Hinweise auf neu besuchten Homepages oder die verpflichtende Datenschutzerklärung? Für mich sind das Erfindungen von insbesondere deutschen Bürokraten, die auch sonst nicht für wertschöpfende Tätigkeiten Verwendung finden können. Ich halte 90% der deutschen / europäischen Regelungen zum sog. Datenschutz für Speichervergeudung, Stromverschwendung und unnützen Datenmüll. Die großen Plattformen sind ohnehin alle in den USA oder Asien beheimatet. Dort lesen immer alle Staaten mit (wer hat Angela Merkels Telefon abgehört?) Übrigens: Wer hat sich erpressen lassen und das Bankgeheimnis abgeschafft? Bundesbürger erfahren nicht, wer wann warum Zugriff auf sein Bankkonto hatte! 




Zurück zur Ant Group: 

Alipay bezeichnet sich auf der Homepage der Ant Group inzwischen als "Alipay, the world’s leading open digital lifestyle platform operated by Ant Group." Dabei hat sich die Corona Krise als großer Treiber erwiesen. Innerhalb von nur 2 Monaten nach Ausbruch der Krankheit in China mit den bekannten Konsequenzen (Stillstand der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, Unterbrechung von Lieferketten, Werksschließungen etc.) wurden für die Plattform Alipay rund 800 weitere Miniprogramme entwickelt. Diese werden für verschiedene Anbieter verwendet, nicht nur zur Zahlungsabwicklung, sondern auch schon zur Auftragsgewinnung für Businessanwendungen. Ein weiteres wichtiges Expansionsfeld sollen Anwendungen für die Blockchain werden. Dafür wurde ein eigener Markenname "AntChain" entworfen. Für mich ein weiteres Indiz dafür, wie weit uns die Chinesen bereits digital enteilt sind. Wachstumsraten beim Umsatz von 30-40% pro Jahr mit ähnlichen Gewinnsteigerungsraten lassen auch erahnen, warum die Aktienanalysten von diesem Unternehmen so begeistert sind und die Bewertungen immer höher steigen. Rund 250 Mrd. USD soll das Unternehmen heute wert sein. Damit könnten der Ant Group wohl bis zu 35 Mrd. USD über den Börsengang in Hongkong und Shenzen in die Kasse gespült werden. Viel Munition für eine weitere dynamische Expansion! 

Wie lächerlich erscheinen hier im Vergleich Versuche von deutschen oder europäischen Bankengruppen, eigene Bezahlsysteme zu etablieren. Wer berät eigentlich die deutsche Finanzberatung? 
 

In den Vermögensverwaltungsstrategien der FORMAT Asset Management in Hamburg finden sich bedeutende Positionen in Asien. Das wird auch so bleiben! 

Viele Grüße und bis bald,

Euer Christoph Vogt 

  

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